Auschwitz-Gedenktag
27. Januar 2018
14.00 Uhr jüdischer Friedhof/ 14.30 Ratssaal
Jerzy Jurandot, Die Liebe sucht eine Wohnung
Es ist ein Komödientitel, allerdings einer Komödie, die in Erwartung des Todes entstand. Als Anfang 1942 das Theaterstück von Jerzy Jurandot im Warschauer Getto Premiere hatte, ahnten viele, wenn nicht alle Beteiligten, dass sie in Lebensgefahr schwebten, gleichgültig ob Autor, Schauspieler oder das Publikum. Am 20. Januar 1942 hatte am Berliner Wannsee die „Besprechung über die Endlösung der Judenfrage“ stattgefunden, die unmittelbar in den Holocaust und den jetzt systematisch durchgeführten Mord an den europäischen Juden führte.
Das Warschauer Getto war ein Jahr nach der Besetzung Polens durch die Deutschen eingerichtet worden. Auf einem Raum von 3,1 km2 lebten ca. 380.000 Menschen in elenden Verhältnissen. Hunger und Krankheiten waren an der Tagesordnung, die Menschen starben auf offener Straße an Entkräftung. Dass es angesichts dieser Verhältnisse ein Kulturleben mit Theatern für insgesamt 3.500 Besucher gab, erscheint auf den ersten Blick überraschend erklärt sich aber als Versuch, so etwas wie Alltag herzustellen, und dazu gehört eben auch Unterhaltung als
Versuch der Selbstbehauptung – selbst angesichts des Todes.
Seit Mitte 1943 wurde das Getto geräumt, in den ersten drei Augustwochen deportierten die deutschen Behörden mindestens 106.000 Menschen ins Vernichtungslager Treblinka, im September 254.000 Menschen oder mehr. Dort erwartete sie, unmittelbar oder mittelbar, der Tod. Der Autor Jerzy Jurandot überlebte, die meisten Beteiligten starben.
Der Literaturkurs der Stufe Q1 stellt einige Szenen aus Jurandots Theaterstück vor und konfrontiert die dort angedeuteten Zusammenhänge mit den erschreckenden Tatsachen des Lebens im Getto.
Die Gedenkstunde beginnt am 27. Januar um 14.00 Uhr auf dem jüdischen Friedhof und wird dann im Ratssaal fortgesetzt.